Schlaf bei Babys – Besonderheiten des Schlafrhythmus

Feb. 18, 2025

Babyschlaf - Schafendes Neugeborenen

„Schläft dein Kind schon durch“?

Wie oft hast du die Frage schon gehört? Wahrscheinlich ist dir diese Frage nicht ganz unbekannt. Vielleicht hast du dich auch selbst schon gefragt, wann es dein Kind endlich tut und warum es das vielleicht noch nicht gemacht hat. 

Hier erfährst du alles über die Besonderheiten der Schlafentwicklung bei Neugeborenen und Babys, warum die Anforderung des Durchschlafens eine überholte These ist und warum es normal ist, dass Kinder (und Erwachsene) nicht durchschlafen. Du erfährst außerdem was du tun kannst, um den Babyschlaf trotzdem zu fördern, damit der Schlaf erholsamer für alle Beteiligten wird.

Voraussetzungen für den Schlaf

Schlaf ist eine komplexe Angelegenheit. Laut Dr. Daniela Dotzauer ist jedes 4. Kind von Schlafproblemen betroffen. Und das, obwohl es doch zu den wichtigsten Dingen gehört, die wir als Menschen tun. Im Schlaf erholen wir uns, sammeln Kraft und Energie für den bevorstehenden Tag und verarbeiten Themen, Situationen, die uns beschäftigen. Warum also ist es nicht das einfachste der Welt in den Schlaf zu finden? Warum haben schon Babys damit zu kämpfen?

Warum schlafen wir Erwachsenen? 

Wir schlafen, weil wir verschiedene Voraussetzungen dazu erworben haben.

Wir haben:

  • Einen Tag- Nacht-Rhythmus (Zirkadianer Rhythmus)
  • Schlafdruck (Schlafhomöostase)
    • Das entwickelt sich durch Lichterfahrungen, Hirnreife und die damit verbundene Fähigkeit bestimmte Hormone auszuschütten bzw. zu hemmen

Beides muss für einen guten Schlaf gelernt oder beigebracht werden. 

Wie entwickelt sich ein Tag- Nacht-Rhythmus 

Wenn Kinder auf die Welt kommen kenn sie noch nichts. Alles ist neu. Berührungen sind neu, Gerüche sind neu, Gefühle wie Hunger, Müdigkeit sind neu, Schwerkraft ist neu und auch Licht ist neu. Im Bauch war es dunkel und es gab keinen Tag und keine Nacht. 

Licht ist daher eine neue Erfahrung für dein Kind. Da es Licht vorher nicht kannte, ist es azyklisch und hat keinen Tag- Nachtrhythmus. Diesen erlernt es in den ersten Wochen und Monaten. Über diese Zeit wir dein Kind neben motorischer, sensorischer Entwicklung auch eine Entwicklung zum Thema Schlaf durchlaufen. Hormone müssen sich einstellen, das Gehirn muss reifen, die Welt muss für dein Kind bekannt werden. 

Der Tag- Nachtrhythmus entwickelt sich aus Lichterfahrungen. Das Licht wird über die Augen aufgenommen und dessen Signale an das Gehirn vermittelt. Dieses wiederum setzt oder hemmt je mach Lichtreiz verschiedene Hormone, die entweder Nacht oder Tag signalisieren und den Körper in einen optimalen Zustand für entweder Schlaf, oder Wachsein versetzten.

Wie entsteht Schlafdruck

Auch Schlafhomöostase genannt. Der Schlafdruck erhöht sich über den Tag. Je länger wir wach sind, umso müder werden wir und umso einfacher sollten wir einschlafen. Dafür sorgen auch einige Hormone. Durch den zunehmenden Schlafdruck schlafen wir letztendlich ein. 

Neugeborene haben noch keinen Schlafdruck. Dieser entsteht erst ab dem 4. Lebensmonat. Das heißt, ein Neugeborenes welches lange Wachphasen hat, kann nicht besser einschlafen, sondern wird im Gegenteil reizüberfluteter und es wird es schwieriger finden einzuschlafen. Daher ist es in diesem Alter wichtig, Neugeborene regelmäßig zum Schlafen zu bringen. Durch regelmäßiges Schlafen sind sie weniger reizüberflutet am Abend und schlafen besser.

Davon wird der Schlaf außerdem beeinflusst

Schlaf ist ein Zustand der vollkommenen Hingabe und Verletzlichkeit. Dr. Herbert Renz -Polster formulierte es treffend:

„…Schlaf lässt sich nicht machen, er muss sich ergeben. (…) Das Tor zum Schlaf öffnet sich nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Und die hat die Natur genau festgelegt: Dann (…), wenn wir uns geborgen und geschützt fühlen.“ 

Schlaf fällt uns dann leichter, wenn wir uns sicher fühlen und entspannen können. Wir wissen, dass wir die Tür abgeschlossen, die Fenster verriegelt haben und uns ggf. nicht allein im Bett befinden und wir morgens wieder so aufwachen, wie wir eingeschlafen sind. Deswegen gibt es neben dem Tag-Nacht-Rhythmus und der Schlafhomöostase weitere Faktoren, die Einfluss auf den Schlaf haben:

  • Emotionaler Zustand / Reife – dein Kind muss lernen, dass es ok ist (alleine) einzuschlafen, dass ihr als Eltern immer noch da seid, auch wenn es die Augen schließt
  • Einschlafgewohnheiten – ruhige Einschlafrituale, die die Schlafbereitschaft fördern, und die Möglichkeit geben vom Tag herunterzukommen
  • Ernährung – wenn du kurz vor dem Schlafengehen die Kalorienbombe schlecht hin verzehrst, dann fährt der Stoffwechsel hoch und dein Körper arbeitet innerlich und ist nicht entspannt
  • Aktivität während des Tages – frische Luft, Bewegung oder kognitive Anforderungen fördern die Schlafbereitschaft gegen Abend hin
  • Umgebung – dein Kind muss lernen, dass es sich in einer sicheren Umgebung befindet, die zum Schlafen einlädt

Ablauf des Schlafes

Wie läuft der Schlaf ab und warum schlafen Kinder nicht durch?

Menschen schlafen in Zyklen. Diese Zyklen bestehen, vereinfacht erklärt, aus Leicht (REM-Schlaf)- und Tiefschlafphasen  (NON-REM-Schlaf). 

Auch Neugeborenen und Babys haben diese Schlafphasen. Der Rhythmus ist allerdings im Vergleich zum Erwachsenen anders. Neugeborene und Babys beginnen ihren Schlaf meist mit einer Wachschlafphase, welche dann von einer Tiefschlafphase gefolgt ist. Dieser Rhythmus läuft wellenförmig ab. 

Schlafphasen wechseln, bei einem Neugeborenen Kind, etwa alle 30 bis 90 Minuten. Dabei haben Neugeborenen Kinder viel mehr Wachschlafphasen, als Tiefschlafphasen. Erst über eine längere Zeit, werden allmählich die Tiefschlafphasen länger und häufiger. Die vielen Wachschlafphasen sind seht störanfällig, aber besonders wichtig für die Entwicklung des Gehirns.

Wenn wir von einer in die nächste Schlafphase wechseln, wachen wir auf. Wir Erwachsenen merken das in der Regel nicht. Wir checken, dass es uns gut geht, alles so ist wie bisher und schlafen gleich wieder ein. Das heißt, das klassische Durchschlafen existiert eigentlich nicht. Babys wachen ebenfalls zwischen den einzelnen Schlafphasen auf. Nur im Gegensatz zu uns Erwachsenen haben sie ggf. noch nicht die Reife um schnell wieder einzuschlafen. Hinzukommt, dass sie meist aufwachen und irgendetwas hat sich verändert. Das verunsichert sie und sie melden sich. Das heißt, sie müssen das Weiterschlafen erlernen. 

Vom Durchschlafen kann also erst geredet werden, wenn Kinder es schaffen nach dem Erwachen zwischen 2 Schlafphasen wieder von alleine einzuschlafen.

Daran erkennst du, dass sich dein Baby in einer Leichtschlafphase befindet:

  • Halb offene Augen
  • Schnelle Augenbewegungen
  • Schnellere Atmung
  • Unwillkürliche Bewegungen der Arme oder Beine
  • „Engelslächeln“
  • = Das Kind wirkt noch unruhig

Video wie REM-Schlaf bei Neugeborenen aussehen kann

Daran erkennst du Tiefschlafphasen:

  • Das Kind liegt schwer in deinem Arm
  • Arme und Beine sind maximal entspannt
  • Ruhige, langsame Atemzüge
  • Ggf. leichtes Herabsinken des Unterkiefers

Wie kannst du dein Kind bei der Schlafentwicklung und der Entwicklung seines Schlafrhythmus unterstützen

Helligkeit und Dunkelheit 

Durch Helligkeit und Dunkelheit kannst du den Tag- Nachtrhythmus deines Kindes fördern. 

  • Tagsüber kannst du das fördern, indem du zum Beispiel:
    • für ausreichend Licht sorgst
    • spazieren gehst
    • aktiv bist.
  • Nachts kannst du das fördern, indem du die „Nachtstimmung“ durch „Minimalhandling“ aufrecht hälst, zum Beispiel durch:
    • Wickeln nur wenn nötig (außer dein Kind ist wund)
    • Beim Wickeln nicht aufstehst, sondern im Bett wickelst
    • nur ein kleines Licht anmachst
    • im Liegen stillst
    • kein Bäuerchen machst, wenn dein schon wieder eingeschlafen ist (außer es gibt Gründe für ein Bäuerchen)

Rituale

Rituale fördern ebenfalls den Tag- Nachtrhythmus. Diese können zum Beispiel sein:

  • Tagsüber rausgehen und regelmäßige Spaziergänge (Vor allem abends, wenn dein Kind besonders unruhig ist, kann es in die Trage gepackt werden und du oder ihr nutzt diese Gelegenheit um noch einmal um den Block zu gehen und euch über den Tag auszutauschen. Das hat mir immer besonders gut geholfen!
  • Abends insgesamt ruhiger werden. Also eine Abendstimmung hervorrufen. 
    • Gemütliches Licht
    • Wenig Fernsehen und andere Geräusche
    • Viel kuscheln
  • Abendrituale einführen
    • Zum Beispiel vor dem ins Bettgehen das Kind Stillen, danach das Kind bettfertig machen, dabei eine Spieluhr laufen lassen, mit dem Kind noch einmal liebevoll „ins Gespräch gehen“ zum Beispiel wenn es auf dem Wickeltisch liegt, danach vielleicht nochmal stillen
    • Davon gibt es viele Abwandlungen

Auf regelmäßige Schlafenszeiten achten

  • Bei Neugeborenen ist es wichtig darauf zu achten, dass sie nicht länger als 2 Stunden wach sind, da sie noch keine Schlafdruck haben
  • Bei älteren Kindern, die schon Schlafdruck entwickelt haben bedeutet das, dass diese zu ihren Tagesschläfchen auch hingelegt werden und schlafen dürfen. Das bedeutet manchmal, dass die Tagesplanung anpassungsfähig gestaltet werden sollte. 

Mein Sohn hatte genau dann seinen ersten Tagesschlaf, wenn wir unseren Pekip Kurs hatten. Der Pekip Kurs wurde zunehmend zur Qual, da mein Sohn einfach müde war. Deshalb habe ich die Teilnahme an den einzelnen Kursstunden davon abhängig gemacht, wie gut er drauf war, wie gut er geschlafen hat und wie wahrscheinlich es war, dass er zum Pekip knatschig wurde. Das war zwar doof für den teuer bezahlten Kurs, half uns aber insgesamt 1000mal besser, als uns durch die Pekipstunde zu kämpfen.

Wachzeiten nach Dr. Daniela Dotzauer:

AlterWachzeit
0.-3. Monat1 – 2 Stunden
4. -5. Monat1,5 – 2,5 Stunden
6. – 7. Monat2 – 3 Stunden
8. – 10. Monat3 – 4 Stunden
11. – 13. Monat4 – 6 Stunden
  • Versuche dich bei deiner Tagesplanung an diesen Schlafzeiten zu orientieren. 
  • Achte auf die Müdigkeitsanzeichen wie: gerötete Äuglein, gähnen, bei älteren Kindern Augenreiben, zunehmende Anhänglichkeit
Gähnendes Baby, Zeichen von Müdigkeit, Babyschlaf

Schlafsprache

Besonders beim Weiterschlafen, also Aufwachen zwischen den einzelnen Schlafphasen, ist eine Schlafsprache günstig:

  • Leise reden
  • Summen
  • In den Schlaf singen
  • „Schsch“
  • Langsam streicheln zum Beispiel über den Kopf
  • Leichtes Schuckeln
  • ggf. die Position deines Kindes ändern

Zeitpunkt des Ablegens und Zeit

Auch der Zeitpunkt des Ablegens will bestimmt werden. Sollte dein Kind in deinem Arm, tragend einschlafen, so ist es wichtig, dass du es nicht direkt ablegst. Erinnere dich an die Schlafphasen und das Neugeborene und Babys mit einer Wachschlafphase beginnen. Besonders diese ist störanfällig. Wenn du dein Kind versuchst während einer Wachschlafphase umzubetten, so ist die Wahrscheinlichkeit das es aufwacht hoch. Warte, bis es sich in einer Tiefschlafphase befindet (Zeichen siehe oben), dann ist es leichter das Kind umzubetten. 

Achte beim Ablegen auch darauf, dass du dein Kind zuerst in die Waagerechte bringst (also seitlich in deinem Arm hinlegst), bevor du es ablegst. Das „Nachhintenkippen“ um dein Kind abzulegen, aktiviert das Gleichgewichtsorgan. Das Kind hat das Gefühl des „Fallens“. Das kann es aufwecken.

Nimm dir einerseits Zeit für dein Kind. Sei dir bewusst, dass dies eine kurze, sehr intensive Zeit ist. Lerne das Einschlafen als gemeinsame Zeit zu genießen

Zeit ist aber auch ein Faktor für die Entwicklung. Mit der Zeit reift das Gehirn deines Kindes immer mehr, es versteht bestimmte Rituale, reagiert darauf. Wisse, dass auch jede Methode, jede Änderung etwas Zeit benötigt um verinnerlicht zu werden. Wir wissen selbst wie schwer es ist „alte“ Gewohnheiten abzulegen und „neue“ Gewohnheiten zu festigen und in den Alltag zu integrieren.

Ich hoffe du konntest beim Lesen ein paar nützliche Dinge lernen und hast einige deiner Fragen beantwortet bekommen. Solltest du Anregungen haben schreib mir gern, oder möchtest du mehr Infos, dann folge mir auf Instagram oder Pinterest.

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